PRESSEKONFERENZ: LINZ AG baut Fernkälte aus und erzeugt künftig Fernkälte aus Fernwärme
Sommerfrische: Im Netz der Linzer Fernkälte
Befinden sich viele Menschen in einem Gebäude, zum Beispiel im Brucknerhaus, und kommt dann noch Sonneneinstrahlung dazu, wird es im Inneren schnell warm. Ab 26 °C in etwa empfindet man die Raumwärme als unbehaglich. Im Fall des Brucknerhauses stellt die LINZ AG dann sogenannte Fernkälte zur Raumkühlung bereit …
Die LINZ AG versorgt ihre Kundinnen und Kunden im Raum Linz unter anderem mit Strom und Wärmeenergie. Bei der Versorgung mit Raumwärme und Warmwasser spielt die Fernwärme eine tragende Rolle. Seit der Fernwärmeausbau Mitte der 1980er Jahre richtig in Schwung kam, ist der Boom rund um die komfortable, umweltfreundliche Heizform ungebrochen – derzeit versorgt die LINZ AG mehr als 80.000 Wohnungen mit Fernwärme.
In den letzten Jahren stieg parallel zu den sommerlichen Temperaturen sowie zur Anzahl an Hitzetagen und „Tropennächten“ der Bedarf an Raumkühlung und insbesondere in Städten der Bedarf an sogenannter Fernkälte.
Das Aufgabengebiet der Fernwärmetechniker der LINZ AG erweitert sich demnach zunehmend in Richtung Kältetechnik. Der Ausbau der bestehenden Systeme rund um Fernkältezentrale, -netz und -erzeugung ist im Gange. In den nächsten Jahren ist eine an Bedarf und Machbarkeit orientierte Fernkälte-Offensive geplant. Die Schwerpunkte zur Leistungssteigerung liegen dabei auf:
- dem Aus- bzw. Neubau von Fernkältezentralen im Stadtgebiet Linz
- dem Ausbau der Kühlwasser- und Fernkälteleitungen
- der innovativen Fernkälteerzeugung mit Fernwärme
„Im urbanen Raum stellt sich verstärkt die Frage, wie wir mit den zunehmenden Hitzetagen und der daraus entstehenden Belastung der Wohnbevölkerung umgehen. Fernkälte stellt dabei eine innovative Lösung zur Gebäudeklimatisierung dar. Sie ist umweltschonend und effizient. Ich bin stolz darauf, dass wir als LINZ AG diese umweltfreundliche Form der Klimatisierung anbieten können“, betont Bürgermeister Klaus Luger und unterstreicht dabei die Vorreiter-Rolle der LINZ AG bei innovativen Lösungen.
„Die Fernkälte ist ein Baustein des Umwelt-Engagements der LINZ AG“
LINZ AG-Generaldirektor DI Erich Haider, MBA: „Eine klimagekühlte Umgebung wird auch in unseren Breitengraden mehr und mehr zu einem Parameter für Lebensqualität. Die LINZ AG leistet auch auf diesem Gebiet einen Beitrag, der von Jahr zu Jahr größer wird. Derzeit liegt unsere Anschlussleistung bei 12,4 Megawatt Fernkälte, diese soll in den nächsten Jahren zumindest auf über 20 MW und damit um mehr als 70 % gesteigert werden. Direkt beim LINZ AG-Centerareal entsteht die dritte Linzer Fernkältezentrale und unsere betriebsälteste Kältezentrale im Donaupark wird gerade ausgebaut. Insgesamt wird die LINZ AG in den Fernkälteausbau rund 8 Millionen Euro investieren.
Das Versorgungsnetz für Fernkälte wächst und auch die Erzeugung selbst entwickelt sich weiter und wird noch umweltfreundlicher. So werden wir hier am erweiterten LINZ AG-Standort künftig Fernkälte aus Fernwärme erzeugen, die wiederum ein Produkt der thermischen Abfallverwertung ist. Wir nutzen aber auch die natürliche Kühle von Donaudrainagewasser für unser Fernkältesystem.“
Potenzial sieht Generaldirektor Haider in der Fernkälte auch deshalb, weil diese – speziell durch den Einsatz von Drainagewasser und Fernwärme – eine umweltfreundliche, energieeffiziente und kostengünstige Alternative zu konventionellen Klimaanlagen darstellt.
Die Fernkältezentralen (FKZ) im Überblick – Bestand und Ausbau
Derzeit betreibt die LINZ AG zwei Fernkältezentralen im Stadtgebiet Linz sowie drei örtliche Fernkälteerzeugungsanlagen.
Fernkältezentrale Donaupark Linz
Seit 1993 besteht die erste Fernkältezentrale der LINZ AG im Linzer Donaupark. Die perfekt ins Park-Grün eingebettete Zentrale zwischen Parkbad und Hochwasserdamm bildet die Basis für den Betrieb eines kleinen feinen Fernkältenetzes. Abnehmer der ersten Stunde ist das Krankenhaus der Elisabethinen mit einer Anschlussleistung von 3.000 Kilowatt (kW). Das Brucknerhaus an der Donau wird seit 1995 versorgt. Seit 1998 wird das Gebäude der Fortbildungseinrichtung ‚forte‘ mit Büros und Veranstaltungsräumen mit Kälte aus der FKZ Donaupark gekühlt.
Die FKZ Donaupark samt der dazugehörigen Kaltwasserleitung versorgt heute neben den oben genannten Einrichtungen/Gebäuden seit 2017 auch einen Teil der Tabakfabrik.
Fernkältezentrale Friedhofstraße
2012 wurde die in kompakter und schallgedämmter Bauweise errichtete zweite FKZ in der Linzer Friedhofstraße 1a in Betrieb genommen.
Über die moderne, energieeffiziente Kälteerzeugungsanlage werden das Musiktheater sowie der Gebäude-Komplex LINZ.punkt am LILO-Areal (zw. Böhmerwald- und Weingartshofstraße) mit Fernkälte versorgt. Im Geschäftsjahr 2019 kam der neue LUX-Tower (Coulinstraße) hinzu.
Drei örtliche Kälteerzeugungsanlagen
Neben den beiden Fernkältezentralen betreibt die LINZ AG drei örtliche Kälteerzeugungsanlagen direkt in den Kundenanlagen. So verfügen in Linz das Passage City Center, Landstraße und der JKU-Science Park, Altenberger Straße sowie in Leonding das VLW-Geschäftszentrum über eine eigene Kälteerzeugungsanlage der LINZ AG.
(Aus-)Bauprojekte
Fernkältezentrale Donaupark Linz: Durch den Ausbau der bestehenden Fernkältezentrale im Donaupark soll die Fernkälteleistung von derzeit 5.200 kW bis 2021 auf 7.500 kW und bis 2023 auf 9.000 kW (9 MW) gesteigert werden. „Durch den aktuellen Ausbau kann der steigende Bedarf in der Tabakfabrik gedeckt werden und wir sind auch für künftige Neukunden gerüstet“, sagt LINZ AG-Energievorstand Mag. DI Josef Siligan.
Über eine neue Kühlwasserleitung soll die FKZ Donaupark mit Kühlwasser für die Fernkälteerzeugung versorgt werden. Zusätzlich sollen Gebäude im Hafen, darunter der geplante Hafenturm und das Hafenportal, versorgt werden. Die Investitionssumme für die Leistungssteigerung der FKZ Donaupark beträgt rund 3 Millionen Euro. Die im Bau befindliche Leitung soll noch heuer fertig werden.
Video LINZ AG Fernkältezentralen
In diesem Video erhalten Sie einen Einblick in die Kälteerzeugungsanlagen Friedhofstraße und Donaupark Linz und die versorgten Gebäude.
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Bauprojekt Fernkältezentrale Wiener Straße: An der Wiener Straße 125, Ecke Oberfeldstraße, bekannt als ehemaliges „Josef Wick & Söhne“-Areal entsteht derzeit ein innovativer, multifunktionaler Gebäudekomplex der LINZ AG. Das Gebäude wird im Hinblick auf künftige Anforderungen der Stadt unter anderem eine neue Fernkältezentrale beherbergen. Mit einer Kälteleistung von ca. 5.000 kW
(5 MW) sollen in Zukunft über die Kältezentrale sämtliche Räume im neuen Bauteil gekühlt werden. Darüber hinaus sollen das bestehende LINZ AG-Center sowie interessierte externe Kunden in der Umgebung mit Fernkälte versorgt werden.
Eine Innovation des Vorhabens: Die Antriebsenergie für die Kälteversorgung kommt aus dem LINZ AG-Fernwärmenetz.
Das Fernkältenetz – Bestand und Ausbau des Leitungssystems
Das Fernkältenetz der LINZ AG ist ein erdverlegtes Leitungs- bzw. Rohrsystem, durch welches das Kaltwasser zum Kühlen von der Fernkältezentrale in die versorgten Gebäude geleitet wird. Für eine Fernkälterohrleitung kommen Rohre mit entsprechend großem Durchmesser zum Einsatz (200 – 300 DN*).
*DN (Diameter Nominale = genormter Durchmesser) bezeichnet den ungefähren inneren Durchmesser eines Rohres – im o. g. Fall ist der innere Durchmesser der Rohrleitung demnach ca. 200 - 300 mm
Innovative Bauweise
Teilweise wurde das bestehende Kältenetz in innovativer grabungsloser Horizontal-Spülbohrung gebaut – z. B. beim unterirdischen Queren des Volksgartens oder der ÖBB-Trasse für die Leitung „Fernkältezentrale Friedhofstraße – Musiktheater“. Dabei treibt eine Bohranlage ein Gestänge mit einem steuerbaren Bohrspülkopf in den Boden und bohrt einen unterirdischen Kanal – auf dem Rückweg wird das Rohr eingezogen.
Die innovative Fernkälteerzeugung der LINZ AG
Das Prinzip Fernkälte
Die Fernkälteerzeugung basiert grundsätzlich auf der Abkühlung von Wasser mittels Kältemaschinen in einer sog. Kältezentrale. Das abgekühlte Kaltwasser gelangt über eine Rohrleitung zu den versorgten Gebäuden und wird dort von der jeweiligen Haustechnikanlage übernommen. Das Kaltwasser (5 – 7 °C) nimmt die im Klimatisierungsprozess entstehende Abwärme auf, verlässt erwärmt mit 14 – 15 °C das Gebäude und läuft wieder in die Kältezentrale zurück. Dort wird es wieder abgekühlt und erneut der Gebäudekühlung zugeleitet.
Da es sich bei der Fernkälte um ein geschlossenes System handelt, gibt es keinen Eingriff in die Wasserökologie.
Die LINZ AG-Fernkälteerzeugung beinhaltet darüber hinaus zwei innovative Highlights:
Drainagewasser der Donau wird genutzt
Die LINZ AG nutzt für ihre Fernkälteerzeugung bzw. für die Rückkühlung auch sogenanntes Drainagewasser der Donau und damit natürlich gekühltes Wasser.
Durch den Einsatz von Drainagekühlwasser können bei den Kältemaschinen niedrigere Kondensationsdrücke gefahren werden, weshalb weniger Verdichtungsarbeit geleistet werden muss und der Stromverbrauch sinkt.
Derzeit wird für die Kühlwassergewinnung zur Fernkälteerzeugung im Donaupark eine Kühlwasserleitung mit rund 300 mm Durchmesser (1,7 km) vom Donaupark bis zum Drainagepumpwerk Handelshafen im Bereich Derflingerstraße/ Industriezeile mit einem eigenen Pumpwerk gebaut.
Aus Abfall wird Fernwärme – aus Fernwärme wird Fernkälte
Der Antrieb der Kältemaschinen in den bestehenden Fernkältezentralen der LINZ AG erfolgt elektrisch. In der neuen FKZ in der Wiener Straße wird künftig Fernwärme für die Kälteerzeugung eingesetzt. Das heißt, die Antriebsenergie zum Betrieb der für die Fernkälte-Abdeckung zuständigen Kältemaschinen ist thermisch und kommt aus dem Linzer Fernwärmenetz. Die eingesetzte Fernwärme wiederum ist ein Produkt der thermischen Verwertung von Abfall.
Im hocheffizienten RHKW* der LINZ AG, im Kraftwerkspark Linz-Mitte, werden jährlich aus etwa 200.000 Tonnen Reststoffen, die in der vorgelagerten RABA** aufbereitet werden, und aus rund 50.000 Tonnen Klärschlamm von der Kläranlage Asten Strom und Fernwärme erzeugt.
Der Einsatz von Fernwärme (thermischer Energie) für die Fernkälteerzeugung ist nachhaltig und entlastet das Stromnetz!
Durch die Nutzung des im Sommer vorhandenen Potenzials aus der Fernwärmeerzeugung (sog. Sommerwärme) wird das Stromnetz entlastet – Stromverbrauchsspitzen werden vermieden. Der Stromverbrauch sinkt enorm.
„LINZ AG-Technologie verringert den Stromverbrauch deutlich“
„Die Kälteerzeugungs-Technologien der LINZ AG mit dem Einsatz von Drainagewasser bzw. Fernwärme senkt im Vergleich zu herkömmlicher Eigenkälteerzeugung in den Kundenanlagen den Stromverbrauch um bis zu zwei Drittel“, sagt Energievorstand Josef Siligan. „Die Nutzung von Fernwärme für die Fernkälteerzeugung unterstreicht zudem das hohe Synergiepotenzial innerhalb der LINZ AG. Unser gut ausgebautes Fernwärmenetz ist darüber hinaus eine ideale Voraussetzung für einen verstärkten Fernkälteeinsatz der Zukunft, weil damit Antriebsenergie für die Kälteerzeugung aus dem Fernwärmenetz bereitsteht und das Stromnetz nicht zusätzlich belastet wird.“
*RHKW: Reststoffheizkraftwerk, **RABA: Reststoffaufbereitungsanlage
Die nächsten Schritte
- Ausbau der bestehenden Kälteversorgung über die Fernkältezentralen 1, 2 und (nach Fertigstellung) 3 sowie schrittweiser Ausbau der örtlichen Fernkälteanlangen
- Auf- bzw. Ausbau der Kälteversorgung in Mehrparteien-Wohnanlagen (Miete und Eigentum). Bisher liegt/lag der Schwerpunkt der Fernkälteversorgung der LINZ AG auf einzelnen großen Gebäudekomplexen bzw. Gesundheits- und Kultur-Einrichtungen. Künftig wird die LINZ AG für Neubau-Wohnanlagen neben Fernwärme zur Raumheizung und Warmwasseraufbereitung auch Fernkälte zur Kühlung anbieten. „Wir werden schon bald der Öffentlichkeit zumindest ein erstes Praxisprojekt präsentieren können“, kündigt Generaldirektor DI Erich Haider die Offensive im mehrstöckigen Wohnbau an.
Aufgrund immer heißerer und längerer Hitzeperioden besteht gerade bei Wohnobjekten inzwischen eine rege Nachfrage an Kälteversorgung zur Raumkühlung. Da sich der Bedarf in naher Zukunft eher noch verstärken wird, bietet die LINZ AG künftig neben Fernwärme zur Raumheizung und Warmwasserbereitung auch Kälte zur Kühlung von Wohnhausanlagen an.
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