Erfolgreiche Zwischenbilanz beim Projekt Urcharge
LINZ STROM GAS WÄRME Bereich E-Mobilität 11.11.2020 | Das gleichzeitige Laden von 27 Elektro-Autos funktioniert weitaus besser als von den Experten erwartet.
Steht ausreichend Strom zur Verfügung? Oder bricht gar das Stromnetz zusammen, wenn alle E-Autos gleichzeitig geladen werden? Diese und andere Fragen sollen beim Projekt Urcharge beantwortet werden. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.
Extrem hohe Anschlusswerte
Knapp die Hälfte der 106 Haushalte der Siedlung am Theresia-Brandl-Weg im Linzer Süden wurde im Mai für ein halbes Jahr mit E-Autos ausgestattet: 40 Renault Zoe und neun Nissan Leaf. Zwei Haushalte machten mit ihren privaten Teslas mit.
- Für jeden Teilnehmer wurde eine eigene WallBOX auf den Tiefgaragen-Stellplätzen installiert.
- Jeder dieser 27 Ladepunkte hat einen Anschlusswert von 11 Kilowatt - zusammen also 297 Kilowatt. Selbst bei 5,5 kW müssten noch insgesamt 148 kW bereitgestellt werden, bei 2 kW noch 54 kW.
(Zum Vergleich: Ein Haushalt verfügt über einen Standard-Anschlusswert von 4 kW, d.h. 25 Ampere.) - Um den Stromanschluss effizient und kostengünstig zu halten, installierte die Keba für die sechsmonatige Testphase ein Lademanagement, das die Stromlast intelligent auf die 27 WallBOXen verteilt.
Nutzungsverhalten
EIn Ziel war auch, herauszufinden, wie das Ladeverhalten der 27 E-AutoFahrer sein würde:
- Laden alle gleichzeitig?
- Um welche Uhrzeit hängen die Autofahrer ihre Renault Zoe und ihre Nissan Leaf an die WallBOXen?
Nach Auswertung der der ersten drei Monate stand fest, dass die WallBOXen sehr stark genutzt wurden. Die Nutzung ist entspricht dem österreichischen Durchschnitt.
- Das Laden an der WallBOXen fand durchschnittlich alle vier Tage und zwischen 17 und 19 Uhr, also nach Dienstschluss, statt.
- Im Schnitt luden die E-Autos pro Ladevorgang 19,6 Kilowattstunden (kWh), nach 4,2 Stunden waren die Akkus voll.
- 14 Prozent der Ladevorgänge wurden vorzeitig beendet, weil das E-Auto für eine Fahrt benötigt wurde.
Auswirkungen
Das Lademanagement hat den Strom auf die 27 WallBOXen verteilt. Zu Testbeginn wurde der Anschlusswert auf niedrige 35 kW begrenzt. Während der Testphase wurde dieser auf 25 Kilowatt reduziert und trotzdem wurden die E-Autos über Nacht zu 100 Prozent voll geladen.
Von den ersten Testergebnissen überrascht ist auch der Projektkoordinator, Gerald Mayrhofer von der LINZ AG. "Ich habe nicht gedacht, dass wir einen so geringen Anschlusswert von inzwischen nur noch 25 Kilowatt für 27 WallBOXen benötigen", sagt der Linzer. Diese erste Erkenntnis sei entscheidend für die gesamte Zukunft der E-Mobilität. Zwar müsse noch da und dort das Stromnetz verstärkt werden, doch weit weniger als befürchtet. "Unser Stromnetz wird die EMobilität aushalten!" Allerdings nur, wenn in Ballungszentren Lademanagements zum Einsatz kommen, die die Stromlast verteilen. "Denn selbst bei 3,7-kW-WallBOXen würden ohne Lademanagement bei 300 bis 400 Anschlüssen gigantische Anschlusswerte zusammenkommen."
Nächste Meilensteine im Projekt
Die Testphase mit den EAutos endete mit 31. Oktober, danach wertet die TU Wien nun sämtliche Daten aus. Im Frühjahr 2021 sollen die endgültigen Ergebnisse vorliegen.
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