Die Geschichte der Grottenbahn
Drachen, Zwerge, Fabelwesen: In der Grottenbahn tauchen kleine und große Besucher*innen seit Generationen in eine Welt der Fantasie ein. Hoch über Linz, am Pöstlingberg, zieht sie Jahr für Jahr tausende Gäste in ihren Bann. Die Märchenwelt begeistert seit 1906, dementsprechend lang und bunt ist ihre Geschichte.
Wie alles begann...
1897 erwarb die damalige Tramway- und Elektrizitätsgesellschaft Linz-Urfahr (TEG) das in den 1830er Jahren erbaute "Fort Pöstlingberg", das Teil der maximilianischen Befestigungsanlage war. In einem der Befestigungstürme wurde daraufhin die Bergstation der Pöstlingbergbahn eingerichtet und 1906 auf Drängen des damaligen Betriebsdirektors der TEG, Franz Scheinig, in einem weiteren Turm die Grottenbahn eröffnet.
Die Turmbahn wurde im äußersten Ring, dem sogenannten Schartenstock, des Befestigungsturmes II errichtet. Für das passende Ambiente wurden Wände und Decken grottenartig ausgestaltet und mit stimmungsvollen Lampen bestückt.
Bereits am 6. August 1906 feierte die „Elektrische Turmbahn am Pöstlingberg“ Eröffnung und ab sofort zog auf dem kreisförmigen Kurs ein Motorwagen mit Drachenkopf und Anhängewagen seine Runden - der Vorfahre unseres Lenzibaldes. Eine Fahrt dauerte damals vier Runden wobei bei den ersten drei Runden die Grotte jeweils in verschiedenen Farben ausgeleuchtet wurde, während bei der Abschlussrunde völlige Dunkelheit herrschte und ein Transparent mit dem Hinweis "Küssen verboten" aufleuchtete. 1911 wurde dem Untergeschoß des Turms ein weiteres Highlight hinzugefügt: Ab sofort begrüßten lebende Grottenolme Besucher*innen aus aller Welt. Das war aber nicht die einzige Ausstellung, die man über die Jahre in den Räumlichkeiten der Grottenbahn bestaunen konnte: Von 1917 bis 1919 wurde vom Kriegsfürsorgeamt ein Kriegsmuseum eingerichtet. Danach blieb das Untergeschoß jahrelang unbenutzt, bis 1936 der Landschaftsmaler Ludwig Haase eine Nachbildung des mittelalterlichen Linzer Hauptplatzes auf Leinwandkulissen malte, das fortan gemeinsam mit Märchenszenen sowie ausgestopften Tieren des Tierpräparators Bernhard Stolz besichtigt werden konnte.
Mühsamer Wiederaufbau
Am 8. Jänner 1945 wurde die Grottenbahn durch eine Fliegerbombe schwer beschädigt. Die Bildhauerin Friederike Stolz, Tochter des Zoologen Bernhard Stolz, wurde für den Wiederaufbau engagiert. Sie gestaltete den Rundkurs für die Bahn zu einem „Zwergenreich“ um und stattete die Wände neben der Bahn mit Nischen aus. In den Nischen entstanden in liebevoller Handarbeit Szenen aus dem Leben der Zwerge
Am 1. Mai 1948 konnte die neue Grottenbahn eröffnet werden. Von der alten Grottenbahn war nur die Raumaufteilung geblieben. Alle Szenen mussten neu gestaltet werden und sind bis heute im Original erhalten. Im Obergeschoß zieht weiterhin der neu gestaltete Drachenzug Lenzibald seine Runden durch das Reich der Zwerge. Ab Ostern 1950 war auch das Untergeschoß wieder zugänglich. Die Nachbildung des Hauptplatzes wurde im Maßstab 1:7 aufgemauert und stellt ihn zur Jahrhundertwende 1900 dar. Damals wie heute sind in den Seitengassen des Hauptplatzes bekannte Märchenszenen, hauptsächlich der Brüder Grimm, mit den Originallfiguren von Friederike Stolz sowie den ausgestopften Tieren ihres Vaters Bernhard Stolz zu bewundern.
Friederike Renate Stolz
(23. Jänner 1913 – 14. Juli 1989)
Ohne sie gäbe es die Grottenbahn in ihrer heutigen Form nicht: Die österreichische Keramikerin und Bildhauerin Friederike Stolz gilt zu Recht als „Mutter der Grottenbahn“ und war maßgeblich für die Neugestaltung der Linzer Attraktion nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verantwortlich.
Sie entwickelte die Pläne für die neue Märchenwelt und führte diese gemeinsam mit ihrem Team aus. Zeit ihres Lebens wurde ihre künstlerische Arbeit geschätzt – neben der Grottenbahn gestaltete sie Denkmäler, Statuen sowie Keramiken und führte Kirchenrenovierungen durch.
1987 erhielt sie für ihr Schaffen die Anerkennungsurkunde der Stadt Linz und 1988 das Silberne Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich. Noch heute spielt Friederike Stolz in der Grottenbahn eine Rolle –blickt doch ihr Selbstportrait am Hauptplatz neugierig aus einem der Fenster.
Die Grottenbahn nach 1994
1994 eine sanfte Modernisierung der Grottenbahn, die ihren ursprünglichen Charme dadurch nicht verloren hat:
- 1994: Zubau eines neuen Eingangsbereiches mit Souvenirshop.
- 1996: Glücksdrache Sebastian, das Grottenbahn-Maskottchen, wurde aus der Taufe gehoben.
- 1997: Drachenzug Lenzibald wird mit einer Nebelmaschine ausgestattet und wird zum „Feuerdrachen“.
- 1999: Es wird mit der Modernisierung (Licht- und Toneffekte) der Märchen- und Zwergengruppen begonnen.
- 2001: Der „Kranke Hase“ muss einem Notausgang weichen. Für die Sicherheit der Gäste sorgt die neue Rauchabzugs- und Brandmeldeanlage.
- 2002: Auf vielfachen Wunsch kehrt der „Kranke Hase“ zurück in die Grottenbahn und ist nun im Wartebereich beheimatet.
- 2003: Passend zum Ambiente der Grottenbahn wurde die Toilettenanlage renoviert und mit Motiven aus der Grottenbahn neu gestaltet.
- 2012: Da man bekanntlich in die Grottenbahn „Zwergerl schnäuzen“ geht, erhält „Zwerg Naseputz“ einen Ehrenplatz und steht den Gästen zum Schnäuzen zur Verfügung.
- 2016: 110 Jahre Grottenbahn - es wurden zwei neue Attraktionen installiert: Während sich beim "magischen Spiegel" jeder Gast als Märchenfigur bewundern kann, ist beim "verrückten Märchenbuch" Kreativität gefragt.
- 2017: 111 Jahre Grottenbahn - das Feiern geht weiter mit der "märchenhaften Drehorgel", die zum Zuhören einlädt. Am Hauptplatz werden die Häuserfassaden lebendig. Das müssen Sie gesehen haben!
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